Ein 24:6-Sieg, spektakuläre Kämpfe und fast 5.000 Euro Spenden
Diesen Samstagabend werden die 700 Zuschauer des Bundesliga-Kampfes der RED DEVILS Heilbronn gegen den TV Aachen-Walheim mit Sicherheit nicht so schnell vergessen. Angefangen bei einer emotionalen Ansprache von Stefan Kehrer und eine Spendenübergabe der Mannschaft über einen Last-Second-Sieg von Frank Stäbler bis zum abschließenden Auftritt des Chor-Ensembles OPEN DOORS hatte der Abend so Einiges zu bieten.
Dass der Gegner von Konstantin Schmidt Übergewicht hatte und der Heilbronner Youngster kampflos vier Punkte holte, dass Oleg Motsalin nach nur sechs Sekunden den angeschlagenen Dritten der U23-EM Alberts Jurcenko schulterte – das war an diesem Abend schnell unter der Rubrik „Randnotizen“ abgelegt. Denn zu sehr blieben die Eindrücke und Emotionen vom Rest des Abends haften.
Schon bevor der erste Ringer die Matte betrat, waren auf dem Spendenkonto der Aktion „Ringen um Normalität“ für die Heilbronner Kinderklinik knapp 3.000 Euro eingegangen, denen die Zuschauer über den Abend verteilt nochmal weitere 1.768,48 Euro folgen ließen, so dass die RED DEVILS am Ende des Abends einen Zwischenstand von 4.815,70 Euro auszählen konnten. Damit ist die Spendenaktion jedoch noch nicht beendet, denn es geht noch bis Weihnachten weiter und von verschiedenen Seiten wurden weitere Spenden aus Weihnachtsfeiern und anderen Anlässen angekündigt. Vielen Dank an dieser Stelle schon mal für eure großzügigen Spenden!!!
Durch den kampflosen Sieg von Konstantin Schmidt zum Beginn des Abends musste Routinier Stefan Kehrer kurz nach seiner Ansprache zur Spendenaktion als Erster auf die Matte gehen. Im Duell zweier gleichwertiger Schwergewichtler musste er sich dem Georgier Zviad Metreveli mit 0:2 Punkten beugen. Der türkische Meister Recep Topal machte im Anschluss mit Purya Jamali-Esmaeili-Kandi kurzen Prozess und holte nach 3:56 Minuten vier Zähler zum Zwischenstand von 8:1.
Martin Otto brachte die Gäste durch einen Überlegenheitssieg gegen Bogdan Eismont wieder auf 8:5 heran, doch sorgte Abdolmohammad Papi mit einem 17:1-Erfolg gegen Robin Pelzer für die 12:5-Pausenführung.
Nach der Pause legten die Akteure dann nochmal eine ordentliche Schippe drauf – angefangen bei Christian Maier, der sich einen großartigen Kampf mit Maximilian Otto lieferte. Sieben Sekunden vor dem Ende war der RED DEVIL noch mit 4:2 in Front gelegen, ehe Otto mit einer 4er-Wertung mit 6:4 in Führung ging. Doch Maier konterte direkt und glich nur vier Sekunden später zum 6:6 aus. Letztendlich ging ein Mannschaftspunkt an Otto, da dieser mit den vier Punkten kurz vor dem Ende die höchste Wertung erzielt hatte.
Dass Christian Fetzer nicht nur ein hervorragender Griechisch-Römisch-Ringer ist, sondern auch im ungewohnten Freistil ein Könner ist, stellte er gegen Michael Otto unter Beweis: Nach 4:27 Minuten hatte er seinen Gegner mit Technischer Überlegenheit besiegt und die Führung auf 16:6 ausgebaut.
Danach kam dann das, was die Zuschauer an diesem Abend zu Begeisterungsstürmen hinriss: die Neuauflage des Europameisterschafts-Finales zwischen Pascal Eisele und Edgar Babayan. Die beiden lieferten sich einen sechsminütigen Schlagabtausch, bei dem Eisele in den ersten beiden Minuten bereits einige Ausrufezeichen setzen konnte. Doch sein polnischer Gegner steckte zu keiner Zeit auf und beide Athleten gaben bis zum Schlussgong Vollgas, ehe sie sich völlig ausgelaugt auf den Rücken fallen ließen. Von den Zuschauern gab es standing Ovations für Pascal Eisele, der seinen Emotionen freien Lauf ließ und mit einem Urschrei seinen Sieg feierte. „Der Sport lebt von Emotionen, und die müssen eben auch manchmal raus. Es ist immer ein schönes Gefühl, wenn man eigentlich weiß, dass sich der Gegner auf einen einstellt, man ihn dann aber doch überraschen und sein Ding durchziehen kann“, so Pascal Eisele. „Das macht es aus im Ringen. Für mich ist es für die Playoffs jetzt wichtig zu sehen, wo ich stehe. Ich bin einfach nur happy, dass das so über die Bühne gelaufen ist.“
Eine Demonstration des eisernen Willens bekamen die Zuschauer dann beim nächsten Highlight direkt im Anschluss von Frank Stäbler serviert. In seinem ersten Kampf seit dem Gewinn seines dritten Weltmeistertitels traf der Ringer des Jahres 2018 auf den Dritten der Studentenweltmeisterschaften, den Ungarn Robert Fritsch. Dieser spürte von Beginn an, dass Stäbler noch nicht wieder in Bestform ist. Spätestens als Fritsch nach 5:13 Minuten mit 3:0 in Führung gelegen war, drohte Stäblers Bundesliga-Serie von 47 Siegen in Folge ein Ende zu nehmen. Doch das Aushängeschild des deutschen Ringersports war in der Vergangenheit schon oft nach einem scheinbar aussichtslosen Rückstand zurückgekommen und hatte den Kampf noch gedreht. Das wusste auch Fritsch, der stetig auf der Hut war. Und doch witterte der erschöpfte Stäbler seine Chance gegen den ebenfalls müde werdenden Gegner und verkürzte nach 5:43 Minuten auf 3:2. Mehr schien aber nicht mehr zu gehen. Doch als das Ende der Siegesserie festzustehen schien, packte der Weltmeister nochmal mit eisernem Willen zu und drehte genau zwei Sekunden vor dem Ende den verloren geglaubten Kampf noch zu seinen Gunsten – ein 4:3-Sieg statt einer 2:3-Niederlage. Die Halle tobte.
„Eigentlich hatte ich heute nicht die Kraft, um wie bei der WM den Kampf noch zu drehen. Aber mein Teamkollege Christian Fetzer hat mir 24 Sekunden vor dem Ende zugerufen ‚Franky vergiss nicht, du hast den stärksten Kopf der Welt‘, und dann wurde mir wieder bewusst, dass alles möglich ist. Ich habe den Glauben an meine Stärke wieder gewonnen und konnte den Kampf in letzter Sekunde drehen. Das war unfassbar. Man muss an das Unmögliche glauben, um das Mögliche möglich zu machen. Die Serie steht jetzt bei 48:0 Siegen“, so der erschöpfte, aber glückliche Weltmeister nach dem Kampf.
Direkt nach dem Ende der Kämpfe folgte dann der Auftritt der Open Doors, die das Publikum trotz der nicht idealen Akustik in der Römerhalle mitreißen konnten und einige Songs aus ihrem breiten Repertoire zum Besten gaben. Vielen Dank an dieser Stelle an Chorleiter Uli Dachtler und sein Team für den Auftritt zu Gunsten der Kinderklinik Heilbronn – und sorry von unserer Seite nochmal für die nicht ganz optimalen Gegebenheiten in der Halle 😉
Das Highlight der Spendenaktion „Ringen um Normalität“ ist mit dem 24:6-Sieg gegen den TV Aachen-Walheim nun zwar vorüber, doch nehmen die RED DEVILS Heilbronn sehr gerne noch bis Weihnachten Spenden auf das folgende Konto entgegen:
Förderverein der Ringer des VfL Neckargartach
im SV Heilbronn am Leinbach e.V.
IBAN: DE69 6205 0000 0004 8147 42
Kreissparkasse Heilbronn
Verwendungszweck „Spendenaktion“ (unbedingt angeben)