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Saisonrückblick: „Vieles war gut, nicht alles war perfekt“

Eine Woche ist inzwischen vergangen, seit die RED DEVILS Heilbronn im Bundesliga-Viertelfinale gegen den SV Wacker Burghausen aus dem Meisterschaftsrennen ausgeschieden sind. Wir haben uns zum Jahresabschluss mit Jens Petzold, dem Abteilungsleiter der Ringer im SV Heilbronn am Leinbach zusammengesetzt, um mit ihm gemeinsam auf das Jahr 2017 zurückzublicken. Wie der „Motor“ der RED DEVILS das Jahr sowie die Saison 2017/18 erlebt hat und wie er die Dinge sieht, könnt ihr hier in einem sehr offenen Interview nachlesen, in dem manche Dinge durchaus auch selbstkritisch betrachtet werden…

Eine Woche ist seit dem Ausscheiden in Burghausen vorüber. Sind die Wunden bei den RED DEVILS wegen des Ausscheidens geleckt?

Jens Petzold:
Es gab eigentlich keine Wunden zu lecken. Hätte mir vor der Saison jemand gesagt, dass wir an die Tür zum Halbfinale anklopfen würden, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Es wäre schön gewesen, wenn wir es ins Halbfinale geschafft hätten, aber das Ausscheiden im Viertelfinale gegen das wohl stärkste Team der drei Bundesliga-Staffeln ist kein Beinbruch. Der einzige kleine Wermutstropfen war die Höhe des Ergebnisses. 5:17 war schon deutlich, aber selbst wenn wir nur 14:17 verloren hätten, hätte dies das Ausscheiden bedeutet.

Hätte man nicht mit einer stärkeren Aufstellung antreten müssen, um Burghausen wirklich gefährlich zu werden? Die Tatsache, dass mit Levan Metreveli, Erik Torba und Taimuraz Friev nur drei ausländische Ringer am Start waren, obwohl man ganze neun davon im Kader stehen hat, hat den einen oder anderen doch verwundert – genauso wie auch die Aufstellung des erst 15-jährigen Konstantin Schmidt gegen den Vize-Europameister von 2009.

Jens Petzold:
Wenn man es so sieht, mag das tatsächlich den Anschein erwecken als seien wir mit angezogener Handbremse nach Burghausen gefahren. Aber das war leider die einzig mögliche Aufstellung. Mit Valentin Lupu und Cornel Predoiu sind gleich beide 57-Kilo-Ringer verletzt ausgefallen, weshalb wir Konstantin Schmidt die Möglichkeit gegeben haben, im Bundesliga-Viertelfinale anzutreten – auch wenn klar war, dass er gegen Mariusz Los auf verlorenem Posten stehen würde. Da Julian Meyer mit einem Kreuzbandriss schon seit ein paar Wochen außer Gefecht gesetzt war, hat sich erneut Christian Fetzer in den Dienst der Mannschaft gestellt und ist stilartfremd im Freistil angetreten.
Und zu den Ausländern: Recep Topal war gleichzeitig bei den türkischen Meisterschaften im Einsatz – wo er übrigens den Titel geholt hat und türkischer Meister wurde – und hatte deshalb keine Freigabe von seinem Verband erhalten. Zaur Efendiev war seit seinem Einsatz in Nackenheim Anfang Oktober verletzt, und für Azamat Kabisov haben wir leider kein Visum bekommen, obwohl wir wirklich bis zum letzten Moment alles versucht hatten. Bleiben noch Aurelian Leciu und Sandro Aminashvili, deren Positionen bereits von Erik Torba und Taimuraz Friev besetzt waren. Während der laufenden Saison lässt man sich in Aufstellungsfragen natürlich nicht in die Karten schauen, denn der Gegner liest mit. Da die Saison jetzt aber vorüber ist, ist es vielleicht gar nicht schlecht, hier mal einen Einblick zu geben.

Wir haben jetzt Ende 2017. Vor ziemlich genau einem Jahr hattet ihr euch entschieden, nicht nur um den Klassenerhalt zu kämpfen, sondern den quasi geschenkten Bundesliga-Aufstieg zu nutzen und das Team in der Liga etablieren zu wollen. War die Entscheidung rückblickend gesehen richtig?

Jens Petzold:
Absolut. Allein am Zuschauerzuspruch mit rund 800 Fans im Schnitt haben wir gesehen, dass die Entscheidung richtig war. Durch die Fans, vor allem aber auch durch die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer und die Unterstützung unserer Sponsoren haben wir es innerhalb kürzester Zeit geschafft, zu einem Aushängeschild des Heilbronner Sports zu werden. Man könnte meinen, Heilbronn hätte geradezu auf einen Bundesligisten gewartet, der Spitzensport bietet und sich entsprechend präsentiert.

Das Ganze war aber mit entsprechender Arbeit verbunden…

Jens Petzold:
Oh ja, das stimmt natürlich. Jürgen Koch, Joachim Scholz, Marcus Mackamul und ich haben mit einem Team von ca. zehn weiteren Leuten von Januar bis Anfang September Vollgas gegeben, um uns sportlich und wirtschaftlich so aufzustellen, dass wir zum Rundenstart Anfang September bundesligatauglich waren. Dazu haben wir die Marke RED DEVILS geschaffen und mit Leben gefüllt. Das war schon ein Kraftakt, aber ich glaube, wir haben keinen schlechten Job gemacht.

Mit der Erfahrung des abgelaufenen Jahres – würdet ihr alles wieder so machen?

Jens Petzold:
Im Großen und Ganzen ja. Aber es war natürlich für alle Beteiligten ein Lehrjahr und es gibt auch einige Dinge, die wir mit der inzwischen gemachten Erfahrung anders angehen würden. So haben wir aufgrund des Aufwandes, den wir betreiben mussten um uns für die Bundesliga fit zu machen, die Basis der Abteilung etwas vernachlässigt. Wir waren in unserem Handeln oft nicht transparent genug und haben dadurch unbeabsichtigt einige für die Abteilung immens wichtige Personen ausgeschlossen, was dort verständlicherweise für Unmut gesorgt hat. Auch die Würdigung der vielen ehrenamtlichen Helfer, die bei den Heimkämpfen für einen reibungslosen Ablauf sorgen, kam leider etwas zu kurz. Und dann war ja die Saison in Burghausen abrupt zu Ende und alles ist auseinander gelaufen. Wir konnten uns bei unserem Team gar nicht mehr richtig bedanken für den tollen Job, den jeder Einzelne in dieser Saison gemacht hat. Deshalb wollen wir jetzt im Februar ein großes Abschlussfest machen, bei dem wir dies nachholen werden.

Liegt darin auch die Zusammenarbeit mit den Studenten der DHBW Heilbronn begründet, die die internen Abläufe untersuchen und bis Anfang Februar ein Organigramm erstellen?

Jens Petzold:
Genau, das ist einer der Gründe für das Projekt mit der DHBW. Man muss sich das vorstellen, wir sind quasi über Nacht vom Amateurbereich in den semiprofessionellen Sport gespült worden. Diesen riesigen Schritt haben wir nach außen hin auch geschafft, aber durch die Konzentration auf das Erscheinungsbild nach außen konnten wir, was die internen Strukturen angeht, diese Entwicklung noch nicht wirklich mitgehen. Deshalb lastete eigentlich alles auf den Schultern von zwei Personen, die am Ende irgendwie für alle Aufgaben verantwortlich waren – dadurch blieb Manches auf der Strecke. Die Projektgruppe der DHBW hat nun als eines der wichtigsten Güter bei den RED DEVILS das familiäre Miteinander ausgemacht. Und innerhalb dieser Familie wollen wir nun strukturiert so die Aufgaben verteilen, dass jeder anhand des Organigramms, das die Studenten ausarbeiten, weiß, wer für welche Aufgaben zuständig und verantwortlich ist. Wir wissen, dass das ein ehrgeiziges Vorhaben ist, aber die DHBW-Gruppe macht einen super Job und wir sind uns sicher, dass sie uns die Grundlage für eine vernünftige Abteilungsstruktur liefert. Umsetzen müssen wir das Ganze dann natürlich selbst. Unser Ziel ist, in der nächsten Saison intern besser aufgestellt zu sein als 2017.

Nächste Saison – ein gutes Stichwort. In der Heilbronner Stimme war zuletzt zu lesen, dass die RED DEVILS ihren in der Bundesliga eingeschlagenen Weg weitergehen werden. Dann sind die Gerüchte zu einem Einstieg in die Profiliga DRL (Deutsche Ringer-Liga), die in der deutschen Ringerszene immer wieder zu hören sind, also aus der Luft gegriffen?

Jens Petzold:
Der DRL ist natürlich nicht entgangen, dass wir hier einen relativ guten Job machen und uns entsprechend präsentieren. Deshalb haben wir auch schon den einen oder anderen Anruf bekommen und werden uns auch noch ein, zwei DRL-Kämpfe vor Ort anschauen. Aber auch wenn wir so manche Entscheidung des Deutschen Ringer-Bundes nicht wirklich nachvollziehen können, sehen wir aktuell keinen Anlass, von der DRB-Bundesliga in die DRL zu wechseln. Wir sind gerade erst in der Bundesliga angekommen und wollen uns hier weiter etablieren.

Wie sieht es mit der Mannschaft für die Saison 2018/19 aus? Gibt es bereits Vertragsverlängerungen?

Jens Petzold:
Momentan haben wir in diese Richtung noch nichts zu vermelden. Die Vertragsgespräche beginnen im Januar und wir wollen natürlich den Großteil des Teams halten, müssen aber auch die eine oder andere Position überdenken. Bei der Zusammenstellung des Kaders müssen wir auch das vom DRB für die nächste Saison beschlossene Punktesystem beachten.

Was besagt dieses Punktesystem?

Jens Petzold:
Die Ringer bekommen vor dem Saisonstart Punkte zugewiesen, und pro Kampf darf eine Mannschaft maximal 28 Punkte auf die Matte bringen. Je erfolgreicher ein Athlet national und international ist, desto mehr Punkte bekommt er auf sein Konto. Ausländische Ringer erhalten mehr Punkte als deutsche. Wenn ein Ringer aus dem eigenen Nachwuchs stammt, erhält er zwei Minuspunkte. Taimuraz Friev beispielsweise hätte in dieser Saison 5 Punkte gezählt, Eduard Popp dagegen -2. Wir haben die Kämpfe der abgelaufenen Saison durchgerechnet, da wären wir nur einmal über den 28 Punkten gelegen, und zwar beim Heimkampf gegen Adelhausen – da wären wir auf 31 Punkte gekommen. Das Punktesystem wurde zu dem Zweck eingeführt, dass der eigene Nachwuchs der Bundesligavereine besser eingebunden wird und die Schere von Top-Vereinen wie Adelhausen zu Vereinen wie Urloffen, die fast nur mit Eigengewächsen ringen, nicht mehr so weit auseinander klafft. Vom Grundsatz her kein schlechter Gedanke. Aber ich glaube nicht, dass damit das erreicht werden wird, was erreicht werden soll.
(Genaue Info zum Punktesystem: http://www.ringen.de/wp-content/uploads/2017/11/Pr%C3%A4sentation-Punktesystem-2018.pdf).

Wo können wir die RED DEVILS in der Saison 2018/19 sportlich erwarten?

Jens Petzold:
Dazu kann ich nur die pauschale Aussage treffen, dass wir uns gegenüber 2017/18 nicht verschlechtern wollen. Ob uns dies gelingen wird, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Die Grundlagen dafür müssen wir in den kommenden Wochen legen – zum einen in den Verhandlungen mit den Sportlern, zum anderen aber vor allem auch in den Gesprächen mit unseren bestehenden und auch mit potenziell neuen Sponsoren.

 

Die RED DEVILS Heilbronn wünschen allen ihren Mitgliedern, Helfern, Sportlern, Sponsoren und Fans ein gutes, gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2018 und freuen sich darauf, euch alle im neuen Jahr wieder zu sehen!